Horst Meister
Horst Meister (*11. Dezember 1937 in Karlsruhe) ist ein deutscher Künstler. Sein umfangreiches künstlerisches Werk umfasst Ölbilder, Skulpturen, Druckgrafik, Aquarelle, Zeichnungen und Gedichte, Essays und Theaterstücke.
Er ist in seinen bildnerischen Exponaten – sowohl inhaltlich wie in seinem persönlichen Engagement – vor allem vom gesellschafts-politischen Zeitgeschehen im 20. Und 21. Jahrhundert geprägt. Stilistisch fühlt er sich in seiner Kunst dem figurativen Expressionismus verwandt.
Leben und Werk
Jugend und Studium
Horst Meister studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste (1956-1961) Malerei beim bedeutenden Holzschneider HAP Grieshaber, der ihn in seiner weiteren künstlerischen und gesellschafts-politischen Entfaltung ganz wesentlich geprägt hat. Parallel zum Akademiestudium ließ sich Horst Meister beim Staatsschauspieler Hans-Herbert-Michels, Oberspielleiter am Bad. Staatstheater Karlsruhe zum Schauspieler ausbilden
Künstlerische Aktivitäten: Theater, Literatur, politische Kunst
Seit ca. 1960 entstanden erste Bühnenbilder (u.a. „Akt ohne Worte“ von Samuel Beckett) mit Harald Kreutzberg) – danach Szenenbilder in Fernsehstudios am SWF Baden- Baden, in München und Berlin. Seit den 80er Jahren folgten Bühnenbild-Engagements u. a. an Theatern in Karlsruhe, Regensburg, Kaiserslautern, am Schauspielhaus Kiel (zu den politischen Schauspielen „Feuer aus den Kesseln“ von Ernst Toller, „der Friede“ von Aristophanes, Dario Fo „Bezahlt wird nicht“) und an den Berliner Kammerspielen (1983) mit Bühnenbild, Kostümen und Masken zur Welturaufführung von Michael Endes „Die unendliche Geschichte“.
Ab 1975 lebte und arbeitete Horst Meister als Maler, Bildhauer und Autor in Regensburg – seit 1981 am linken Niederrhein nahe Düsseldorf. Hier begann er sich intensiv mit dem gesellschafts-kritischen Zeitgeschehen auseinander zu setzen, v. a. mit Themen wie: „Menschen-Rechte / Menschen-Würde“, „Die SHOA – und ihre Folgen“ und „Der große Krieg gegen die Natur“. Zur gleichen Zeit war Horst Meister für viele Jahre ehrenamtlich für Amnesty International und im Landesvorstand des BUND NRW (Bund Umwelt und Naturschutz) aktiv tätig.
Für die literarischen Chanson-Programme seiner Frau, der Schauspielerin und Diseuse Almut Grytzmann, schrieb er eine Vielzahl von Kabarett-Texten, führte in allen ihren Programmen Regie und schrieb für ihre Tourneeveranstaltungen Theater-Einakter („Ihr Endspurt Oma“).
Seine besondere Hinwendung zum Judentum hatte ihren Ursprung in dem, für ihn nicht nachvollziehbaren, latenten Antisemitismus in Deutschland – mit dem millionenfachen Massenmord der Nazis an den europäischen Juden. Seit er sich in den 80ern mit den Folgen der SHOA beschäftigte, war er über 30 Jahre lang, fast jährlich einmal in Israel zu Gast – u. a. auch auf Einladung der Universität Tel Aviv z einem Else Lasker- Schüler Kongress. Mit großer Sympathie, aber auch als kritischer Beobachter der aktuellen Entwicklungen zwischen den rechts-konservativen Israelis und Palästinensern, nahm er (meist von Jerusalem aus) regen Anteil am kulturellen, religiös-historischen und politischen Geschehen des Landes.
Mit gleicher Intensität ist Horst Meister, zusammen mit seiner Frau, aktiv im Natur-, Umwelt- und Tierschutz tätig. Hier sind es im Besonderen die permanenten Auseinandersetzungen mit der Naturschutz-Bürokratie und Politik, die auch seine zeitkritische Kunst wesentlich geprägt haben.
Seinem Grundsatz „Nicht wegsehen – hinschauen – einmischen“ ist der 87-jährige Horst Meister treu geblieben. Auch die lokalen, nationalen und globalen Krisen, die bedrohlichen, von Menschen gemachten Katastrophen (einschließlich der Klimakatastrophe) und die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen waren für ihn immer wieder Anlass, sich in seiner Kunst und in seinen literarischen Texten kritisch zu äußern und öffentlich klar Position zu beziehen.
Einzelausstellungen / Kunst im öffentlichen Raum
- 1976 Politische Grafik in einer Bundeswehrkaserne in Regensburg
- 1980 Politische Grafik in Osaka / Japan
- 1983 Umweltkritische Ausstellung im NRW Umweltministerium
- 1984 Politische Kunst / Saarbrücken – Einladung Oskar Lafontaine
- 1985 „Macht Euch die Erde untertan“ Einzelausstellung zum Evangelischen Kirchentag 1985 im Kunstpalast Düsseldorf
- 1987 Politische Grafik Goethe-Institut Rotterdam
- 1993 „Bäume in Israel“, politische Grafik Haifa / Israel
- 1995 Einweihung eines Else-Lasker-Schüler-Wäldchens in Jerusalem
- 1997 Einweihung der 3,5 m hohen Bronzeskulptur „Ein Engel für Jerusalem Hommage an Else Lasker-Schüler“ im Amindaw-Wald Jerusalem
- 2000 Mahnmal für die ermordeten Bürger von Willich / Edelstahl 3,5 m hoch
- 2000 „Die Jüdische Passion“ – Bilderzyklus mit 14 Blättern zur SHOA / Ausstellungen in Wuppertal (Jüdische Synagoge), Regensburg, Moers u. a.
- 2001 „Die Kaldenkirchener (jüdische) Passion“ Ausstellung in Nettetal/NRW
- 2005 „Diesseits von Eden“ politische Bilder- und Skulpturen im Naturkunde-Museum Schloss Drachenburg / Königswinter
- 2010 „Hier entsteht demnächst ein Baum“ Kunstinstallation für die Landesgartenschau in Hemer / NRW
- 2013 „Diesseits von Eden“ St. Oswald-Kirche Regensburg
- 2017 „Kreuztragung“ und „Passion“ Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
- 2019 „Ein deutscher Totentanz“ Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
- 2023 „Tod und Totentanz“ Museen der Stadt Regensburg “Leerer Beutel
weitere Einzelausstellungen in Aalborg/Dänemark, Maastricht und Rotterdam/Niederlande.
Bücher
- Zwischenbilanz, Bilder und Texte, MZ-Verlag, Regensburg 1980
- Der Schwandorfer Totentanz, Kartenhaus-Verlag, Regensburg 1982
- Macht Euch die Erde untertan, Prometh-Verlag, Köln 1985
- Schwarz auf Weiß, Grafik, Edition LambersART 1988
- Kunst.Macht.Politik, Klartext-Verlag, Essen 2013
- Bewegte Zeit, Zeichnungen und Gedichte. Iris Kater Verlag Viersen/Frankfurt 2016
Theaterstücke
- 2000: Die Ungleichen Schwestern
- 2010: Ihr Endspurt Oma!
Private und öffentliche Sammlungen (Auswahl)
Die Horst Meister Kunst ist in Sammlungen von Museen, Galerien und Privat-Sammlungen vertreten u. a. in Karlsruhe – Staatliche Kunsthalle www.kunsthalle-karlsruhe.de/ im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, in der Städtischen Galerie Karlsruhe, in der Kunsthalle Bremen, in den Regensburger Museen, im Haus der Geschichte NRW, in der Totentanz-Sammlung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, im Kunstmuseum der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem Jerusalem – und in privaten Sammlungen.
Große Teile seines schriftlichen und dokumentarischen Nachlasses befinden sich im Deutschen Kunst Archiv Nürnberg und im Deutschen Literaturmuseum Marbach.
Sein künstlerisches Werkverzeichnis wird derzeit aktualisiert.
Literatur
- Ein Netz für Ikarus / P.C. Mayer-Tasch, Goldmann Verlag München 1987
- Mensch und Tod / Grafiksammlung der Universität Düsseldorf Triltsch-Verlag 1989
- Grieshaber-Schüler – heute / Spendhaus Reutlingen 1991
- Kriege des Jahrhunderts – von Kollwitz bis Kluge / Spendhaus Reutlingen 1994
- Die Zeichen der Natur / P.C. Mayer-Tasch, Insel Verlag Frankfurt/M. 1998
- Tod und Totentanz / Regensburger Museen / 2023 / ISBN 978-3-943222-86-9
Weblinks
- Offizielle Website
- Politisches Abendgebet: Bedrohte Arten – Bäume und Engel/Rheinischer Spiegel
- Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem nimmt Werke des Viersener Künstlers Horst Meister auf/Rheinischer Spiegel
- Horst Meister: Auch mit 80 Jahren kein bisschen leiser/Rheinischer Spiegel
- Universität Düsseldorf ergänzt Graphiksammlung mit Viersener „Totentanz“-Zyklus/Rheinischer Spiegel
Nachweise
- ↑ Horst Meister: Auch mit 80 Jahren kein bisschen leiser | Viersen-inside.
- ↑ Natascha Becker: Viersen: Ein Leben für die Kunst.
- ↑ mitte. Archiviert vom am 10. Oktober 2017.
- ↑ mittelbayerische.de: Drastische Werke fordern Humanität. In: Mittelbayerische Zeitung. (mittelbayerische.de)
- ↑ Westdeutsche Verlags- und Werbegesellschaft mbH & Co. KG: Hier entsteht demnächst ein Baum. In: lokalkompass.de. (lokalkompass.de).
- ↑ Bertram Müller: Viersen: Horst Meisters zugespitzte Klagen.
- ↑ HEIDRUN WIRTH: Bilder vom geschundenen Vater Rhein. In: Kölnische Rundschau. (rundschau-online.de).
- ↑ Stadt Regensburg – Veranstaltungen – Horst Meister, „Diesseits von Eden“. Malerei, Skulpturen, Graphik.
- ↑ Veranstaltungskalender der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.
- ↑ mittelbayerische.de: Horst Meister kämpft weiter. In: Mittelbayerische Zeitung. (mittelbayerische.de). Horst Meister kämpft weiter ( vom 22. Dezember 2017 im Internet Archive)
- ↑ Universität Düsseldorf ergänzt Graphiksammlung mit Viersener „Totentanz“-Zyklus | Rheinischer Spiegel.
- ↑ Universität Düsseldorf: Horst Meister – Ein deutscher Totentanz.
- ↑ Horst Meister: Schwarz auf weiß. Politische Grafik von Horst Meister. Vor-Worte von Robert Jungk. by Meister, Horst: Edition Lambers-Art., Viersen. – Michael Zaremba – Versand-Antiquariat.
- ↑ Silvia Ruf-Stanley: Stadt Kempen: Ein Meister der politischen Kunst.
- ↑ Klaus Sebastian: Düsseldorf: Horst Meister kämpft mit Stift und Feder.
- ↑ Staatliche Kunsthalle Karlsruhe.
- Rheinische Post / 5.8.2023 “Ein Meister der politischen Kunst“
- Jeannette Hagen, Interview mit Horst Meister „Brauchen wir eine politische Kunst?“ Januar 2024 / www.jeannette-hagen.de